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Beziehung & Familie

Diabetes und Schwangerschaft

Diabetes und Schwangerschaft

Schwangerschaft mit Diabetes? Für Frauen mit Diabetes gibt es längst keinen Grund mehr, aus Angst vor möglichen Komplikationen für Mutter und Kind auf eine Schwangerschaft zu verzichten. Bei einer guten Vorbereitung und intensiven Betreuung, vor allem aber bei einer optimalen Stoffwechseleinstellung können sie ebenso gut ein gesundes Kind zur Welt bringen wie Frauen ohne Diabetes. Was Sie selbst dazu beitragen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Geplant schwanger werden

Gesundheit von Anfang an – das wünschen sich Frauen für ihr ungeborenes Kind. Für Frauen mit Diabetes bedeutet dies: Ihre Schwangerschaft sollte nach Möglichkeit gut geplant werden, denn der Start ins Leben beginnt für ein Kind schon Wochen bevor die Schwangerschaft überhaupt festgestellt wird. So werden im Rahmen der „Organogenese“ bereits in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft alle wichtigen Organe des Kindes angelegt. Durch eine normnahe Blutzuckereinstellung in dieser Zeit sowie auch bereits vor der Empfängnis lässt sich das Risiko einer Missbildung der kindlichen Organe oder einer Fehlgeburt fast vollständig vermeiden. Frauen mit Diabetes wird deshalb empfohlen, rechtzeitig mit ihrem Diabetesteam aus Arzt und Diabetesberaterin und dem Gynäkologen über ihren Kinderwunsch zu sprechen, damit das Team unterstützend zur Seite steht. Die Statistik zeigt, dass dennoch jede zweite Frau ungeplant schwanger wird. Wenn Sie als Frau mit Diabetes dazu gehören, ist das kein Grund zur Panik. Sobald die Schwangerschaft feststeht, ist es aber umso wichtiger, auf eine optimale Blutzuckereinstellung zu achten.

Der Schwangerschafts-Countdown

Im Idealfall sollten Sie sich mindestens drei Monate, bevor Sie schwanger werden, mit Unterstützung Ihres Diabetesteams und des Gynäkologen auf die Schwangerschaft vorbereiten.

Wenn Sie mit Ihrem Arzt über Ihren Kinderwunsch sprechen, wird er Sie zunächst einmal gründlich untersuchen. Dazu gehören Untersuchungen wie:

  • HbA1c -Wert
  •  Gewicht
  • Blutdruck
  • Blutbild
  • Nierenwerte
  • EKG
  • Augen (durch den Augenarzt)

Diese Parameter werden auch während der Schwangerschaft regelmäßig kontrolliert. Wichtig ist vor allem die Stoffwechseleinstellung, denn sie ist ausschlaggebend für die Gesundheit des Kindes. Eine schlechte Stoffwechseleinstellung kann Schwierigkeiten verursachen, überhaupt schwanger zu werden. So normalisieren sich Zyklusstörungen häufig durch eine optimale Insulintherapie.

Stoffwechsel optimieren

Vor der Schwangerschaft sollte der HbA1c -Wert für mindestens drei Monate unter 7 % (besser: unter 6,5 %) liegen.
Während der Schwangerschaft sollten die Werte vor den Mahlzeiten zwischen 65 – 95 mg/dL (3,6 – 5,3 mmol/L) liegen. Die mittleren Blutglukosewerte eines Tages sollten sich im Bereich von 90 bis 110 mg/dL (5,0 und 6,1 mmol/L) befinden. Auch eine Stunde nach einer Mahlzeit dürfen die Werte nicht über 140 mg/dL (7,7 mmol/L) ansteigen .
Ihr Diabetesteam wird mit Ihnen gemeinsam an dieser straffen Stoffwechseleinstellung arbeiten, die etwas „Training“ erfordert. Dazu gehört auch, dass Sie regelmäßig ein Diabetiker-Tagebuch führen.

Wenn Sie noch nicht mit der Insulinpumpen-Therapie behandelt werden, wird Ihnen der Arzt eventuell den Umstieg auf eine Insulinpumpe empfehlen, mit der sich die Therapieziele erfahrungsgemäß einfacher erreichen lassen. Dies ist auch deshalb sinnvoll, weil sich der Insulinbedarf im Verlauf der Schwangerschaft stark ändert und eine Insulinpumpe die Anpassung deutlich erleichtert. Um ausreichend Erfahrungen mit der Insulinpumpe sammeln zu können, ist es sinnvoll, bereits mindestens drei Monate vor der Schwangerschaft auf die Pumpe umzustellen.

Wenn Ihre letzte Diabetesschulung schon etwas länger zurückliegt, können Sie jetzt Ihr Wissen auffrischen. Bei der Umstellung auf eine Insulinpumpe steht ohnehin eine neue Schulung an.

Diabetische Folgeerkrankungen bedenken

Bestehende Folgeerkrankungen sind meist kein Grund, auf eine Schwangerschaft zu verzichten. Sie erfordern jedoch besondere Aufmerksamkeit.

Die diabetische Netzhautveränderung (Retinopathie) kann erstmals während der Schwangerschaft auftreten; eine bereits bestehende Retinopathie kann sich aber auch verschlechtern. Deshalb finden vor und im Verlauf der Schwangerschaft regelmäßig Augenuntersuchungen statt.
Auch die Nierenwerte (Albuminwerte) werden vor und während der Schwangerschaft regelmäßig kontrolliert. Da Frauen mit Diabetes häufig auch unter Störungen der Schilddrüsenfunktion leiden, werden diese Werte regelmäßig kontrolliert.

Wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, wird Ihr Arzt – falls erforderlich – auf solche Medikamente umstellen, die dem ungeborenen Kind nicht schaden. Das gilt auch für Ihr Insulin. Frauen mit Typ-2-Diabetes, die bisher mit Tabletten behandelt wurden, werden schon bei Kinderwunsch auf Insulin umgestellt, spätestens jedoch mit Beginn der Schwangerschaft.

Diabetes und Schwangerschaft

 Endlich schwanger

Wenn der Schwangerschaftstest dann ein positives Ergebnis anzeigt, beginnt eine schöne, aber auch aufregende Zeit. Die Hormone sorgen nicht nur für ein Auf und Ab der Gefühle, sondern bringen auch den Insulinbedarf kräftig durcheinander. Jetzt ist vor allem wichtig:

  • Sorgen Sie weiterhin für eine gute Stoffwechseleinstellung. Ihr Diabetesteam wird Sie dabei unterstützen.
  • Nehmen Sie alle Arzttermine wahr, damit Sie sicher sein können, dass Sie und Ihr Kind gesund sind und eventuelle Probleme rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
  • Achten Sie auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, abgestimmt auf die besonderen Anforderungen der Schwangerschaft.
  • Verzichten Sie während der gesamten Schwangerschaft auf Alkohol und Zigaretten.

Wie oft zum Arzt?

Ihr Diabetesteam und Ihr Gynäkologe sollten bei der Betreuung Hand in Hand arbeiten, das heißt, stets auf dem neuesten Stand sein und sich abstimmen. Fragen Sie ruhig einmal nach, wie diese Abstimmung in der Praxis abläuft.

  • Die Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt werden bei Schwangeren mit Diabetes im zweiwöchigen Rhythmus angesetzt. Je näher die Geburt rückt, desto enger werden die Abstände zwischen den Untersuchungen. Alle Ergebnisse werden im Mutterpass dokumentiert, den Sie immer bei sich tragen sollten.
  • Die Termine für die weiteren ärztlichen Untersuchungen legt Ihr Diabetologe fest. Alle vier bis sechs Wochen werden wichtige Werte wie das HbA1c erfasst. Die Augen, die Nieren und die Gefäße werden in Abständen von ca. drei Monaten kontrolliert.

Weil der Insulinbedarf während der Schwangerschaft sehr unterschiedlich sein kann, muss die Diabetestherapie regelmäßig und zum Teil in kurzen Abständen angepasst werden. Ihr Diabetesteam wird sich dazu mit Ihnen kurzfristig abstimmen.

Die Schwangerschaftstrimester

Eine normal verlaufende Schwangerschaft dauert 40 Wochen. Diese Zeit wird in Drittel unterteilt. Jedes Drittel zeichnet sich durch einen typischen Verlauf des Insulinbedarfs aus:

 Insulinbedarf im ersten Schwangerschaftsdrittel

Die Freude über die Schwangerschaft kann in den ersten Wochen bei einigen Frauen durch Übelkeit und Erbrechen getrübt werden. Der Insulinbedarf sinkt gleichzeitig drastisch, sodass die Gefahr von Unterzuckerungen steigt, besonders nachts.
Um Unterzuckerungen vorzubeugen, sollten Sie erst nach der Mahlzeit Insulin spritzen bzw. mit der Insulinpumpe geben. Essen Sie kleine Mahlzeiten und trinken Sie gesüßten Tee oder Cola in kleinen Schlucken.
Planen Sie vor dem Schlafengehen eine kohlenhydrat- und eiweißhaltige Spätmahlzeit ein, um nächtlichen Unterzuckerungen vorzubeugen.

Das zweite Schwangerschaftsdrittel

Die Übelkeit nimmt ab, dafür steigt der Insulinbedarf jetzt ständig an: Bis zu 100 Prozent mehr Insulin werden nun benötigt. Dafür sind vor allem die Hormone Östrogen und Progesteron verantwortlich. Der stärkste Anstieg des Insulinbedarfs erfolgt in der Regel zwischen der 28. und 31. Woche.

 Das dritte Schwangerschaftsdrittel

Der Insulinbedarf ist noch immer hoch, gleichzeitig ist die Stoffwechsellage so stabil wie in keiner anderen Phase der Schwangerschaft. Zeit, sich zu entspannen und sich langsam auf die Geburt vorzubereiten. Bereits einige Tage vor dem errechneten Entbindungstermin kann der Insulinbedarf schon um 10 bis 15 Prozent sinken. Zum Zeitpunkt der Geburt fällt der Insulinbedarf dann weiter schnell ab.

Übrigens: Erschrecken Sie nicht bei dem Wort „Risikoschwangerschaft“, das bei Frauen mit Diabetes grundsätzlich im Mutterpass eingetragen wird. Bei optimaler, bereits vor der Schwangerschaft begonnener Betreuung und einer guten Stoffwechseleinstellung werden Sie ebenso gut wie jede andere Frau ein gesundes Kind zur Welt bringen.

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